Inzwischen zähle ich Woche 13 der „Ausnahmesituation 2020“. Corona beherrscht unser Leben. Nach wie vor. Auch wenn man – auf Grund der aktuellen Lockerungen und dem Verhalten zahlreicher Menschen fast meinen könnte, die Krise sei vorbei. Das Virus ist weg. Zuletzt wurden in Peking jedoch wieder ganze Stadtteile, Kitas, Schulen – das öffentliche Leben heruntergefahren. Grund? Ein „Mutant“ des „gängigen Corona-Virus“. Unser Leben im „new normal“.
Wie ist es mir in den letzten Wochen, Monaten ergangen?
Zunächst war alles in Ordnung. Spannend, da aussergewöhnlich. Skype-Aperitivos mit Freunden in Mailand, die bereits seit einigen Wochen zu Hause sassen. Regelmässige Kaffee-Chats mit Freunden in Frankreich, die ebenfalls einen härteren Shut-down hatten als wir hier. Bei uns war es ja „Klagen auf hohem Niveau“. Wir durften raus, vor die Türe, spazieren, Joggen. Irgendwann wieder eine nicht-familienzugehörige Person treffen. Was für ein Luxus!
Mit einer alten Studi-Freundin startet ich mein 2x/ Woche-Laufprojekt, das wir bis heute durchhalten. Sport in Corona-Zeiten und im new normal.
Die nachmittäglichen heimischen Sport-Einheiten im Online-Live-Stream sind zuletzt jedoch mehr oder weniger eingeschlafen…
In der Anfangszeit standen wir weiterhin zur „normalen“ Zeit auf, sassen wir gewohnt um 7h am Frühstückstisch und gegen 8h bereits am Schreibtisch. Alles „wie normal“. Man hoffte, dass ein Ende der Ausnahmesituation „in Sichtweite“ sei.
Trotz all der anfänglichen Motivation schlich sich mit der Zeit eine Art „Lethargie“ ein. Drei Personen im Homeoffice. Der jüngste Mitbewohner hielt sich wacker, vermisste jedoch zunehmend seine Freunde und seine „Freiheit“. Absolut nachvollziehbar!
Jobtechnisch machte sich bei mir der Shutdown in Großbritannien und Frankreich bemerkbar. Vorteil: ich konnte mich mehr um den jüngsten Mitbewohner kümmern, dessen Grundschule mit der Situation absolut überfordert war. Am Ende hatten wir auch hier den „Luxus“ von 2x wöchentlichen Zoom-Meetings. Schule im „new normal“.
Ansonsten haben wir uns eigentlich gut mit der Situation arrangiert. Aber was sollten wir auch sonst tun? Wir hatten ja keine andere Wahl!
Was mich zuletzt wirklich genervt hat – drei Personen essen definitiv mehr, wenn sie ständig zu Hause sind! Somit war ich gefühlt die meiste Zeit des Tages mit Einkaufen und Kochen beschäftigt. Was auch anfangs noch „toll“ war, wurde in der letzten Zeit eher zur Qual. Alle Rezepte waren „durchgekocht“, die Einkaufsgänge wurden lästig. Auch das Leben im „new normal“…
Und drei Personen „Dauer-zu-Hause“ machen definitiv auch mehr Dreck. Unser Putz- und Hausarbeits-Einteilungsplan klappte die ersten 1,5 Monate gut. Dann schlich sich wieder der Schlendrian ein. Das heißt: die Jungs machen wenig – ich den Rest. ÄTZEND!
Die Müdigkeit zog bei uns ein. Die „Kopfmüdigkeit“ und die generelle Müdigkeit. Scheinbar waren die zurückliegenden Wochen und Monate doch anstrengender als gedacht. Obwohl ich zuletzt unser damaliges „normales Leben“ schon sehr anstrengend fand. Aber irgendwas muss uns zuletzt auch geschafft haben.
Morgens standen wir meist nicht mehr ganz so früh auf – und schon längst nicht mehr mit dem Elan der ersten Wochen.
Alles trotzdem noch Klagen auf hohem Niveau, ich weiß!
Stück für Stück kam dann in den letzten Wochen ein bißchen „neues Normal“ zurück. Es startete mit den Unterrichtstagen des jüngsten Mitbewohners. Einmal pro Woche. Nicht viel – aber besser als nichts. Dazu noch 2x/ Woche Zoom- Meetings. Der junge Mann war wieder glücklich(er). Fussballtraining, Klavier-Unterricht per Skype. Back to new normal!
Seit heute nun nochmal die letzten zwei Wochen vor dem Start der Sommerferien „normaler“ Schulunterricht. So „normal“, wie es eben geht. Aber dass sich der jüngste Mitbewohner tatsächlich nochmal so auf die Schule freuen würde – wer hätte es gedacht?
Was lernen wir aus den zürückliegenden Wochen/ Monaten?
Die Zeit zu Dritt – im homeoffice – haben wir trotzdem genossen. Die plötzliche Entschleunigung ebenfalls. Kein Termine, kein Gehetze und kein Gerenne von A nach B. Herrlich!
Papa zu Hause, gemeinsame Mittag- und Abendessen, die wir meist sonst nur zu Zweit verbringen und Papa meist nur morgens zum Frühstück kurz sehen.
Unsere Familienausflüge am Wochenende. Wandern, Radfahren. Nur wir drei. Mehr waren ja nicht erlaubt. Wir haben es trotzdem genossen.
Fotoalben geklebt, die seit Jahren darauf warteten, die Wohnung umgeräumt, teilweise ausgemistet. Gebastelt, gelesen, gekuschelt. Entschleunigung pur!
Was fehlte waren die sozialen Kontakte. Skype, Facetime und Telefon sind halt doch nicht dasselbe. Doch zum Glück hatten wir zumindest diese Optionen in der Zeit.
Mein „normales Leben vor Corona“ will ich nicht mehr zurück.
Ich weiß die vermeintliche „Ruhe“ sehr zu schätzen. Und will auch gar nicht mehr so viele Termine haben wir „vor Corona“.
Mehr Entschleunigung. Weniger Konsum – man kommt auch mit weniger aus.
Mal sehen, was bleibt in unserem „neuen Normal“.
Menschenansammlungen sind mir suspekt, ich wahre Abstand. Auf dem Gehweg nehme ich lieber einen Schlenker und weiche mir entgegenkommenden Personen aus. Was früher als unfreundlich gegolten hätte ist heute Normalität.
Mit der Maske werde ich mich – obwohl ich sie natürlich trage – trotzdem nicht anfreunden. Sie stört mich – auch wenn ich sie nur kurz tragen muss.
Urlaub sparen wir uns in diesem Jahr. Wie sieht denn der „neue, normale Urlaub 2020“ aus? Nein danke – da bleiben wir zu Hause.
Restaurant-Besuche vermisse ich ebenfalls nicht. Mal hier-und-da ein Café-Besucht, gut. Möglichst jedoch draussen.
Und obwohl ich mich noch immer müde fühle und ein bißchen „durchgerüttelt“, kommen so langsam nach-und-nach die Lebensgeister zurück. Das spüre ich.
Nachdem es nun einige Zeit auch auf dem Blog still war, erwacht auch dieser zu neuem Leben.
Mal sehen, wohin auch hier die Reise in den nächsten Wochen hin geht.
Ich bin gespannt…
2 Kommentare
Liebe Martina,
du schreibst sehr schön😘!
Das ‚Vor-Corona-Leben‘ möchte ich auch nicht mehr zurück.
Liebe Grüße
Beate
Danke – das freut mich sehr liebe Beate!
Ich wünsche Dir einen wunderbaren Tag!
Liebe Grüße,
Martina