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Was mir tatsächlich gerade erst auffällt: ich habe bislang in meiner Beitragsreihe „Kenn’se schon“ nur Frauen vorgestellt!
Zum Beispiel eine Fotografin, eine japanische Malerin, eine Designerin oder eine Digital-Expertin. Zugegebenermassen gar nicht bewusst.
Somit ist es höchste Zeit, dass ich einen Mann für „Kenn’se schon…“ interviewt habe.
ZACK – hier ist er!
Kenn’se schon… Architekt Gerd Kaiser.
Gerd kenne ich eigentlich schon lange.
1998 habe ich während des Studiums ein Praktikum in Paris gemacht. Ein Herzenswunsch. Zuvor im Jahr war ich bereits zum Praktikum in London gewesen. Genau zu dem Zeitpunkt, als Prinzessin Diana verstarb. In Paris. Und als ich in Paris lebte, wurde Frankreich Fussball-Weltmeister. Wenn das alles nur reine Zufälle waren…
Damals in Paris
Wir arbeiteten damals bei Architecture Studio. Das Büro hatte sich bereits einen Namen gemacht, da es das Institut du Monde Arabe in Paris entworfen und realisiert hatten. Gemeinsam mit Jean Nouvel.
Alles Namen, die jedem Architekten irgendwann einmal begegnet sind. Und alle Nicht-Architekten haben vermutlich bereits Bilder davon gesehen.
In diesem Büro absolvierte ich also ein Praktikum.
Eine internationale Crew, Wettbewerbs-Projekt, Arbeitszeiten bis spät in die Nacht. Mein 12 qm-Zimmer in Nähe des Gare du Nord kostete 700,- DM. Damals schon der blanke Wahnsinn!
Aber ich habe die Zeit in der Metropole sehr genossen.
Mit Gerd zusammen arbeiteten wir an einem Wettbewerb für ein Konzerthaus in China. War es Peking oder Shanghai? Ich bin mir nicht mehr sicher.
Spannend war es.
Aufreibend, anstrengend, aber auch lustig.
Und lehrreich.
Das Team: ein Multi-Kulti-Mix aus Nord-, Südeuropäern, Asiaten und Südamerikanern.
Nach Ende meiner Zeit in Paris haben wir uns zum grossen Teil bis heute nicht mehr gesehen. Doch mit ein paar Kollegen/ – innen blieben wir verbunden. Durch die „Sozialen Medien“. Gerd ist einer von diesen ehemaligen Kollegen.
Wie hat man das nur früher hinbekommen?
Viele Architekten wechseln mit der Zeit die Branche
Während ich irgendwann der „reinen“ Architektur den Rücken kehrte und als Architektin in anderen Bereichen tätig wurde, blieb Gerd bei der klassischen Architektur. Beim Häuser bauen und Projekte durchplanen.
Diesen Aspekt fand ich sehr spannend und auch den Spagat zwischen Deutschland (seinem Heimatland) und Frankreich (seiner zweiten Wirkungsstätte). Denn Gerd schafft den Spagat und pendelt regelmässig zwischen Berlin und Paris hin-und-her.
Das hat mich interessiert und ich wollte mehr wissen.
Also los… Kenn’se schon – Architekt Gerd Kaiser.
Lieber Gerd, bitte beschreibe Dich in 5 Adjektiven, damit wir Dich ein bisschen besser kennenlernen.
Interessiert, beobachtend, träumend, problemlösend, maßlos 🙂
Du bist Architekt, in Deutschland geboren, wohnst und lebst aber abwechselnd in Berlin und Paris. Wie kam es dazu?
Private Gründe haben mich 1997 gleich nach dem Studium nach Paris geführt.
Nach dem Beginn der meiner Selbstständigkeit als Architekt 2004 kam das Angebot aus Berlin an einem Wettbewerb teilzunehmen, den wir auch gewinnen konnten.
Dann kam das Jahr 2008 mit dem Bankencrash und einem dramatischen Auftragsrückgang.
In der Not und mit der frei gewordenen Zeit haben wir dann mit Freunden in Berlin einen Architekturbuchverlag (archipendium) gegründet. Und mit der wirtschaftlichen Erholung habe ich begonnen als Projektpartner auch in Berlin zu arbeiten.
Woher begründet sich deine Liebe zu Paris oder Frankreich generell?
Schon als Kind war ich oft in Frankreich, meine Großmutter stammt aus Straßburg.
Paris war aber dann eher Zufall.
Die Liebe zu Frankreich war schon früh da, die zu Paris musste sich erst entwickeln.
Heute bin ich froh, beide Städte (Paris und Berlin) zu lieben. Eine komplementäre Beziehung!
Frankreich – Deutschland. Unterschiede?
Würdest Du sagen, dass sich die Arbeitsweise in Frankreich und Deutschland unterscheidet? Und wenn ja – worin genau?
Mir scheint, dass in Frankreich Bauherren mehr Wert auf eine formal anspruchsvolle Gestaltung legen. Sei es über das Material, die Farbe oder eben die Form. In der Tat hapert es dann oft in der Ausführung. Der zweite Blick kann da oft etwas enttäuschen. Dennoch sehe ich auch bei meiner Arbeit oft mehr gestalterische Freiheiten.
Vielleicht rührt das auch daher, dass man in Paris höhere Preise gewohnt ist, auch im Wiederverkauf. Auch höhere bautechnische Anforderungen senken in Deutschland die Bereitschaft, mehr Mittel in die Gestaltung auszugeben.
Bei der Arbeitsweise selbst sehe ich allerdings immer weniger Differenzen.
Was liebst Du am Meisten an dem „Pendeln zwischen zwei Welten“?
Die absolute Ruhe beim Reisen (ja, ich fliege!!) und natürlich den jeweiligen Abstand zwischen den Welten, den ich als extrem kreativ erachte.
Du hast in deinem Berufsleben in namhaften Büros und mit namhaften Architekten gearbeitet. U.a. mit Jean Nouvel.
Was nimmst Du besonders aus dieser Zeit mit?
Zuerst: Alle kochen mit Wasser!
Dann: (gute) Architektur ist zum Glück noch immer mit starken Charakteren verbunden und kein Selbstläufer!
Das bislang spannendste Projekt, an dem Du gearbeitet hast?
Sozialer Wohnungsbau (19 Wohnungen + Gewerbeeinheit) für die Stadt Paris in Paris. Spannend, da ein Widerspruch in sich. Hier soll mit viel Aufwand (Baustelleneinrichtung, Denkmalschutz, hoher Qualitätsanspruch etc.) kostengünstig gebaut werden.
Was würdest Du gerne mal entwerfen/ bauen? Hast Du ein „Traum-Projekt“?
Modulares Bauen hat mich schon immer fasziniert.
Projekte wie in New York, wo ganze Hochhäuser aus Modulen erstellt werden, finde ich super spannend.
Ich denke, dass hier räumlich und gestalterisch viel möglich ist und die Kosten dabei niedrig bleiben.
Wie wird sich der Beruf des Architekten Deiner Meinung nach in den nächsten Jahren verändern? Ich denke da nur an die voranschreitende Digitalisierung…
Der 3D Druck wird die Welt und besonders die der Architektur maßgeblich verändern.
Wie – das wird man sehen.
Was wäre ein alternativer Beruf gewesen, wenn Du nicht Architekt geworden wärst?
Archäologe oder Entdecker
Welche Projekte stehen in nächster Zeit bei Dir an?
Umbau und Erweiterungen von Projekten der Nachkriegszeit und Postmoderne in Berlin. Und – wie ich hoffe: mehr sozialer Wohnungsbau in Paris………..
Vielen Dank lieber Gerd, dass Du mitgemacht hast bei meiner Interview-Reihe „Kenn’se schon“. Ich fand‘ den Einblick sehr interessant!
Wer mehr über Gerd und seine Arbeit erfahren möchte, kann gerne seine Büro-Homepage besuchen.
Oder folgt einfach dem archipendium – Profil auf Instagram und Facebook und erhält regelmässig Neuigkeiten und Inspirationen aus dem Bereich der Architektur.
Viel Spaß beim weiteren Stöbern und Entdecken!
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2 Kommentare
Super! Ich liebe Deine Interviews, man bekommt immer sehr schöne Einblicke! 🙂
Oh vielen vielen Dank liebe Carolin, das freut mich sehr :-)!