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Manchmal kennt man Leute, die fallen einem erst irgendwie auf den 2.Blick auf. Man begegnet sich, weiß auch in etwa was der Andere macht. Man findet den Anderen sympathisch. Aber das war’s dann auch erstmal.
Von Bettina wusste ich, dass sie Künstlerin ist. Ihre Tochter ging mit meinem Sohn in den gleichen Kindergarten. Da aber die Beiden wenig Berührungspunkte hatten, blieb’s auch erstmal bei dem Wissen.
In der Schule unserer Kinder trafen wir uns dann wieder. Und im Rahmen meiner Suche nach immer weiteren spannenden, kreativen Leuten in meinem Freundes-/ Bekanntenkreis fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen: Bettina!
Die wollte ich gerne auch für meinen Blog interviewen.
Sie war glücklicherweise direkt bereit, bei Kenn’se schon mitzumachen.
Und so verabredeten wir uns in ihrem Atelier.
In einem Hinterhof im Düsseldorfer Stadtteil Rath findet man Bettinas Werk- und Schaffensbereich.
Markiert durch eine Statur vor der Türe ahnt man bereits, wo genau man hin muss.
Auf nach Rath!
Bettina ist die zweite Künstlerin, die ich in ihrem Atelier besuche. Bei meinem ersten Interview hatte eine japanische Malerin interviewt.
Diese Art von Kunst war nun etwas ganz anderes als japanische Malerei.
SPANNEND!
Direkt als ich das Atelier betrete, fühle ich mich wohl.
Es herrscht – wie soll ich sagen – dieses „inspirierend-kreative Chaos“.
Vermutlich erscheint es lediglich mir als „Durcheinander“.
Wahrscheinlich hat alles seine eigene Ordnung und System.
Es stehen diverse Dinge im Raum und auf Regalen. Es hängen Objekte von der Decke, es gibt verschiedene Sitzmöglichkeiten.
Ich LIEBE solche Räume!
Ein Blick ins Künstler-Atelier
Für Bettina ist es – wie sie sagt – wichtig, dass sie inmitten ihrer Werke arbeiten und „leben“ kann. Manch anderer Künstler entsorgt seine Arbeiten, wenn sie für ihn ihren Sinn und Zweck erfüllt haben.
Bei Bettina ist das nicht so.
Man kann in ihrem Atelier ihre künstlerische Entwicklung nachverfolgen. Und so stehen in raumhohen Regalen im hinteren Bereich des Ateliers allerhand Plastiken. Zudem viele kleine und größere Skulpturen. Diverse Zeichnungen lagern hier und sehr viele künstlerische Relikte aus zurückliegenden Schaffensperioden.
Für Bettina ist dies relevant.
Immer wieder auf Elemente zurückgreifen zu können.
Diese Möglichkeit des längeren Schaffensprozesses ist für sie wichtig.
Die Dinge immer wieder aus anderen Perspektiven zu sehen.
So lange, bis das Kunstwerk fertig ist.
Ein künstlerischer Werdegang
Am bollernden Ofen (herrlich wieviel Wärme er spendet!) lassen wir uns zeitweise bei einer leckeren Tasse Tee gemütlich nieder.
Und Bettina erzählt mir aus ihrem Leben und Werk als Künstlerin.
Liebe Bettina, wie würdest Du dich in 5 Adjektiven beschreiben?
Da muss ich erstmal überlegen… vielleicht mit kraftvoll, tätig, herzlich, zerlegend, Stille liebend.
Dabei brauche ich bei meiner Arbeit aber nicht die absolute Stille. Ich höre auch gerne Radio oder Musik, wenn ich arbeite.
Wie bist Du Künstlerin geworden. War das schon immer Dein Wunsch?
Nein, das hat sich so ergeben. Ich erinnere mich noch genau, wie ratlos ich vor dem Abi beim Berufsinformationszentrum sass und mir alle möglichen Berufsprofile angesehen habe.
Ich komme aus keiner Künstlerfamilie.
Gezeichnet habe ich aber schon immer gern.
Und so führte mich mein Weg zunächst Richtung Grafik-Design.
Also habe ich zahlreiche Mappen für die Bewerbung an Hochschulen angefertigt und sie dort hingeschickt.
Dann hatte ich eine Aufnahmeprüfung für Grafik-Design.
Dort hatte man sich meine Arbeiten angesehen und fragte mich, ob ich mir auch vorstellen könne „Freie Malerei“ zu studieren.
So bin ich zu meiner künstlerischen Arbeit gekommen.
Du hast also zunächst Malerei studiert. Heutzutage beinhaltet der Großteil deiner Arbeiten jedoch eher skulpturale Arbeiten, richtig?
Das stimmt weitestgehend. Nachdem ich mein Studium in Braunschweig beendet hatte, begann ich an der Düsseldorfer Kunstakademie ein Studium der Bildhauerei.
Ich beschäftige mich aber auch immer noch mit Malerei. Ein wesentlicher Teil meiner Arbeiten sind Kohle- und Tuschzeichnungen.
Hier in meinem Atelier gibt es ebenfalls eine ganze Menge gemalte Werke.
Skulpturen – ein wichtiges Element
Was ist für Dich das Besondere an der skulpturalen Arbeit?
Ich mag es sehr mit verschiedenen Materialien zu arbeiten.
Ich sehe darin eine Transformation der menschlichen Vorstellung.
Man kann das so beschreiben: Die Ideenwelt spiegelt sich in der Materialwelt wider. Wenn man zum Beispiel mit Ton arbeitet und zu Arbeitsbeginn heißes Wasser über die Masse gießt, kann man mit den Händen alle möglichen Formen erschaffen. Auch der Geruch, dieser „erdige“ Stoff kann inspirieren.
Das Schöne am Modellieren ist, dass es immer Kontexte sind, die eine Rolle spielen. Und daraus ergibt sich am Ende das fertige Werk.
An irgendeinem Punkt während dieser Schaffensperiode weiß man, dass man fertig ist.
Von uns Menschen wird täglich erwartet, Entscheidungen zu treffen. Meist endgültige.
Mit meinen Skulpturen baue ich gezielt ungezielte Formen. Diese amorphen Formen geben dem Betrachter die Möglichkeit, unentscheidbares zuzulassen.
Man könnte jedoch auch alles oder Teilbereich wieder ändern.
Aber das kommt selten vor.
Beim Arbeiten schließe ich kein Material aus. Ich habe mit Beton, Gips, Bronze, Holz und diversen Gießformen und -Materialien gearbeitet.
Auch die Kombination verschiedener Materialien in einem Kontext sind mir wichtig.
So gibt es zum Beispiel in meinem Werk „Phosphorfarbenes Objekt“ neben dem eigentlichen Objekt einen Holzhocker, auf dem die Skulptur steht. Auf diesem Hocker liegt unter dem Element noch eine Art Putzlappen.
Phosphorfarbenes Objekt, 2014
Farbig gefasster Ton,
Hocker, Lappen/ H. 126 cm
Oder das Zusammenspiel verschiedener Werke im Rahmen einer Ausstellung.
Dieser Zusammenhang ist mir sehr wichtig und zählt zum Gesamtwerk.
Weißt Du immer im voraus was Du schaffen möchtest?
Meistens hat man vorher schon eine vage Idee.
Im Schaffungsprozess ergibt sich dann der Rest.
Machst Du denn vorab Skizzen von deinen Objekten?
Das kommt ganz darauf an. Nicht immer.
Woher holst Du dir die Inspirationen für Deine Arbeiten?
Das ist ganz unterschiedlich. Hauptsächlich aus der Natur. Aber auch aus dem „menschlichen Sein“. Ich mag Menschen. Ich bezeichne mich als „Menschenbejahender-Mensch“.
Realisierte Werke
Du hast mir gesagt, dass Du gerne bei denen Projekten mit Architekturbezug arbeitest. Wo kann man Arbeiten im öffentlichen Raum von Dir finden?
Da gibt es zum Beispiel in Brühl eine Figur inmitten eines Kreisverkehrs in Brühl ., das sog. „Tor für Brühl“:
Am Bekanntesten sind vermutlich meine Skulpturen „Two Forms“ am Drachenfels in Königswinter.
Und dann gibt es noch die „Ursula“, die ich auf Anfrage gefertigt habe und nun in Köln in einem Privathaus in einem schönen, architektonisch gestalteten Bereich steht.
Oder „Form 4 – Läufer“ im Köln-Stammheimer Schloßpark.
Man kann Dich als „Allround-Talent“ bezeichnen. Nicht nur, dass Du malst und skulpturell arbeitest. Du hast Sich während eines Postgraduierten Studiums in St. Petersburg auch mit Media befasst. Auch in diesem Bereich hast Du einen Masterabschluss.
Richtig – da ergab sich so während meines Stipendiaten-Jahres in St.Petersburg. Ein Element aus dieser Zeit findet sich auf meiner Homepage wieder. Das pulsierende Herz „Herzanima“.
Ich hatte die Überlegung mit dieser Zusatzausbildung mir auch die Möglichkeit offenzuhalten in Mediafirmen zu arbeiten.
Am Ende bist Du aber doch lieber eigenständig und freischaffend?
Ja, schon. Heutzutage arbeite ich viel in der Museumspädagogik und an Schulen.
Außerdem arbeite ich mit Galerien zusammen, in denen meine Werke vertreten sind. Ich brauche nebenher noch genug Zeit, um hier im Atelier zu arbeiten.
Gerne nehme ich an Wettbewerben teil. Daraus sind ja einige meiner Arbeiten für den öffentlichen Raum hervorgegangen.
Und Kundenanfragen nehme ich natürlich auch gerne an.
Was wäre eine Berufsoption gewesen, wenn Du nicht Künstlerin geworden wärst?
Archäologin. Das Graben in der Erde hat mich schon immer sehr interessiert und haben wir als Kinder exzessiv betrieben.
Hier liegt auch wieder die Verbindung zu der Arbeit mit Ton als Werkstoff
Was sind deine Nächsten Ziele?
Ich würde gerne ein „offenes Atelier“ veranstalten.
Wie dies genau aussehen soll weiß ich noch nicht, die Idee habe ich allerdings schon im Kopf.
Wenn jemand noch mehr über Dich und deine Arbeit erfahren möchte – wo kann er Dich finden?
Im Netz gibt es ein paar schöne Berichte über mich, zum Beispiel im Monopol-Magazin über die Frage „Was machen Künstler im Sommer?“
In einem Radio-Beitrag hier auf WDR 2 über das Thema „Wie ensteht Kunst?“
Und über eine Ausstellung die ich absolviert habe zum Beispiel hier und ein Link zu meiner Galerie Pamme-Vogelsang.
Oder natürlich immer wieder in meinem Atelier.
Vielen Dank liebe Bettina, dass ich Dich in deinem Atelier besuchen durfte.
Ich fand es sehr spannend einen kleinen Einblick in das Leben und Werken einer Künstlerin zu werfen.
Vermutlich fallen mir nach-und-nach noch ‚zig Fragen ein.
Dann komme ich einfach wieder auf einen leckeren Tee in deinem Atelier vorbei :-)!
2 Kommentare
Liebe Martina,
ein sehr schöner Bericht von einer tollen Künstlerin. Sie sprudelt ja nur so vor Ideen und ist sehr sympatisch.
Es freut mich, das vor allem die Leute aus „der Hood“ deine Zeit und deinen Platz bekommen. Ich lese gerne deinen Blog.
Weiter so
Liebe Mascha,
vielen Dank für deinen Kommentar und das nette Feedback! Ja – die Tee-/ Kaffee-Vormittage mit Bettina waren auch für mich sehr inspirierend! Eine völlig andere Welt – aber eine mir SEHR sympathische. Ich habe noch ein paar Kandidaten in der „Pipeline“ und hoffe, dass ich sie nach-und-nach hier vorstellen kann. Freu mich, dass Dir meine Beiträge gefallen und hoffe, dass Du mir noch lange als Leserin erhalten bleibst :-)! Liebe Grüße!